Vom Flohmarkt kam ein seltenes Vehikel zu uns, der Nachbau eines Detektorempfängers im Stile der zwanziger / dreißiger Jahre, ausgestattet mit zwei Wabenspulen hoher Güte, einem Drehkondensator zur Senderwahl und einem Kristalldetektor. Diese Geräte waren damals für den Empfang des Langwellen- und Mittelwellenbereichs eingerichtet – UKW gab es ja noch nicht.
Detektorempfänger im Stile der zwanziger Jahre
Da es keine genauen Angaben zum Empfangsbereich gab, musste hier messtechnisch nachgeholfen werden.
Dazu wurden zunächst die Werte der Frequenzbestimmenden Bauteile ermittelt.
- Die große Wabenspule weist eine Induktivität von 426µH auf und ist hier als Antennenspule eingesetzt.
Güte bei 426µH || 480pF Q=145 - Für die kleinere Wabenspule wurde eine Induktivität von 120µH ermittelt, sie dient als Schwingkreisspule.
Güte bei 120µH || 480pF Q=140 - Der Drehkondensator hat einen Kapazitätsbereich von 200pF bis etwa 780pF.
- Die 3dB-Bandbreite des Empfängers bei 1269kHz beträgt 54kHz
- Die Güte über alles mit Messender über künstliche Antenne beträgt 23,5 (fres/b)
Die Spulen wurden so angeordnet, dass sie die besten Ergebnisse bezüglich Empfindlichkeit und Trennschärfe lieferten. Die günstigste Spulenanordnung zeigt das obenstehende Bild vom Detektorempfänger.
Die Messungen zeigen den möglichen Empfangsbereich dieser Kombination aus den Wabenspulen zusammen mit dem Abstimmkondensator. Er überstreicht den Frequenzbereich von 769kHz bis 3880kHz. Unser Heimatsender DLF auf 1269kHz ist also mit drin.
Abstimmung auf 3.880kHz (größte Empfindlichkeit) Drehkondensator ausgedreht, ca. 200pF
Abstimmung auf den Heimatsender DLF 1.269kHz
Untere Empfangsgrenze bei etwa 769kHz.
Für die Messarbeiten wurde an Stelle des Kristalls eine Germaniumdiode verwendet.
Aber auch mit dem Kristall lässt sich mit etwas Geduld ein sauberes Signal empfangen. Der Messender wurde über eine künstliche Antenne angeschlossen.
Künstliche Antenne für die AM Bereiche
AM-Signal 1269kHz mit 400Hz Moduliert, über 1269kHz, künstliche Antenne vom Messsender eingespeist.
Live-Empfang des Senders Neumünster mit Langdraht 40m
Nachdem so Übersicht über die Empfangsmöglichkeiten hergestellt war, wurde die Antenne angeschlossen. Siehe da, unser Heimatsender, Deutschlandfunk aus Neumünster, konnte klar und deutlich, auch tagsüber, empfangen werden. Empfangsfrequenz 1269kHz. Als Antenne dient ein Langdraht von etwa 40m Länge in 8m Höhe.
Es empfiehlt sich zum Anschluss eines Kopfhörers einen kleinen Verstärker zwischen zu schalten. Die Impedanz der Schaltung ist mit rund 35k Ohm recht hoch und der Sender mit 80km schon recht fern, deshalb reicht die Energie für den Betrieb eines Kopfhörers ohne Verstärker für eine gute Lautstärke nicht aus.
Bedauerlicherweise ist geplant, diesen AM-Sender, es ist einer der letzten seiner Art in Deutschland, zum Jahresende 2015 außer Betrieb zu nehmen (Weitere Informationen zum Sender Ehndorf finden Sie hier). Es bleiben also nur noch wenige Monate, um ihm auf nostalgische Art und Weise zu lauschen. Danach ist dann mit dem Empfang der Sender aus den europäischen Nachbarländern vorlieb zu nehmen, was aber in den späten Abendstunden durchaus funktioniert.
Dietmar Bräuer